Der Aloeholzbaum (Aquilaria spp.) beherbergt einen der faszinierendsten und kostbarsten Duftstoffe der Welt. Ebenso vielfältig sind seine Namen: Adlerholz, Agarwood und Gaharu, im Orient Oud und in Japan wird er Jinko genannt. (Bitte nicht verwechseln mit AloeVera)
Botanische Bezeichnung
Der Aloeholzbaum ist ein großer, immergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen von bis zu 40 m und Stammdurchmesser von 1,5 bis 2,5 m erreicht. Er gehört der Gattung Aquilaria spp. an. Wichtigste Vertreter sind Aquilaria malaccensis und Aquilaria agalocha.
Wo findet man Aloeholz?
Der Aloeholzbaum wächst hauptsächlich in den tropischen Wäldern von Malaysia und Indochina (Vietnam – Laos – Kambodscha – Thailand – Butan) Weitere Vorkommen sind im Norden Indiens (Assam) und auf Papua-Neuguinea.
Was ist Aloeholz?
Aloeholz ist eine hin und wieder anzutreffende Besonderheit des Aloeholzbaumes. Sein Holz ist üblicherweise hell, sehr weich und unscheinbar. Doch hin und wieder geschieht in diesem Baum etwas sehr Ungewöhnliches. Wird der meist ältere Baum auf eine bestimmte Weise verletzt und infiziert sich mit einer bestimmten Pilzart (Phomopsis spp.), beginnt sich im Innern des Baumes, quasi als Abwehrmechanismus, ganz langsam ein dunkles, schweres, stark harzhaltiges Holz zu bilden.
Dieser teilweise jahrzehntelange Fermentierungsprozess ist von außen nicht sichtbar und oft findet man diesen Schatz deshalb erst an verrotteten uralten Bäumen, die teilweise schon tief im Erdreich verborgen sind.
Anbau in Plantagen
In der Vergangenheit mussten viele Aquilaria-Bäume gefällt oder stark beschädigt werden, um zu sehen, ob die begehrten Einschlüsse vorhanden waren oder nicht. Da für jedes Stück Adlerholz enorme Preise gezahlt werden, war die Verlockung zu groß und so wurde mit der Zeit in vielen Gegenden fast der gesamte Baumbestand ausgerottet.
Heute gelingt es diesen Prozess künstlich in Gang zu setzen. Die Bäume können kultiviert und in Plantagen angebaut werden. Durch die systematische Impfung und Kultivierung der Bäume und der späteren Ernte nach etwa 12 – 15 Jahren, kann eine stabile Forstwirtschaft aufgebaut werden,von der auch die lokale Bevölkerung profitieren kann.
Die nachhaltige Produktion von Aloeholz in staatlich kontrollierten Plantagen macht das illegale und wahllose Fällen alter Bäume im Tropenwald unrentabel und bewahrt die Aquilaria-Bäume vor dem drohenden Aussterben.
Geschichte
Aloeholz war im Altertum sehr verbreitet und populär. Man kannte es in Indien, Ägypten, Israel und Arabien und es wurde auch in der Bibel erwähnt. Während Aloeholz in der buddhistischen und islamischen Kultur bis heute sehr populär ist, blieb es im Westen fast unbekannt.
Aloeholz in Japan
Aloeholz spielt in der japanischen Kultur eine große Rolle und wird dort außerordentlich geschätzt.
Der Duft und die Kodo-Zeremonie
Der Duft des Aloeholzes ist einzigartig. Er reicht von balsamisch-süß bis würzig-bitter und scheint immer
neue Duftnoten hervorzubringen.
In Japan wird Aloeholz traditionell in einer Kodo-Zeremonie (ähnlich der bekannteren Tee-Zeremonie) zum Duften gebracht. In einer Schale gefüllt mit weißer Asche wird Holzkohle zum Glühen gebracht. Ein Metallplättchen welches auf die Kohle gelegt wird, dient als heiße Unterlage des Aloeholz-Stückchens, welches langsam und schonend erwärmt wird und so den kostbaren Duft voll zur Geltung bringen kann.
Das Ziel dieser Zeremonie ist dabei nicht die Beduftung des Raumes, sondern diese Methode dient nur dem unmittelbaren Benutzer als Duftspender. Die wohlriechende Schale wird daher in der Runde herumgereicht und jeder kann diese Köstlichkeit für sich genießen.
Einfacher ist der Duft den Aloeholzes mit entsprechenden Räucherstäbchen und Räucherkegeln zu erfahren, die es in allen Preisklassen zu erwerben gibt.
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Der Ranjatai
Der Duft des Aloeholzes verliert sich nicht etwa im Laufe der Zeit, sondern verfeinert sich fortwährend. Ein gutes Beispiel ist wohl das berühmteste Aloeholz-Stück, der Ranjatai.
Das berühmte Stück Aloeholz „Ranjatai“ wurde von Kaiser Komyo für den Todaiji Tempel in Nara (im Jahr 756 n. Chr.) gestiftet. Dieses wird seither im Lagerhaus des Tempels aufbewahrt.
Heute gehört der Ranjatai der königlichen Familie von Japan. Jedes Jahr im Herbst sind viele Schätze des National Museums in Nara ausgestellt. Weil die Schätze so reichhaltig sind und nur ein sehr kleiner Teil gezeigt werden kann, ist der Ranjatai nur alle 10 bis 15 Jahre zu besichtigen.
Die kleinen Papieraufkleber, welche man auf dem Holz erkennen kann, sind Zeugnisse von drei Entnahmen in alten Zeiten. Die ausgeschnittenen Teile wurden oft als Geschenke in wichtigen politischen Prozessen überreicht. Diese Entnahmen waren jedoch unbedeutend im Vergleich zur Größe des Holzes von etwa 152cm (Gewicht etwa 11kg) Das Holz stammt wahrscheinlich ursprünglich aus Laos oder Vietnam, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben.
Qualitäts-Stufen in der japanischen Tradition
Ursprünglich teilte man das Aloeholz in Japan nach Herkunft ein. Dieses geschah nach dem damaligen Verständnis. Es waren sechs Kategorien.
Manaban (der grobe Bauer)
Herkunft: Nicht gänzlich geklärt. ursprünglich wahrscheinlich Malabar Südinden. Heute wird es mit Aloeholz von ähnlichen Eigenschaften ersetzt.
Duft: Meistens süß
Manaka (die wankelmütige Hofdame)
Herkunft: Malacca Indonsien/Malaysia
Duft: Keiner der fünf Duft-Eigenschaften (süss, sauer, heiß, salzig und bitter) ist leicht nachweisbar. Der Duft ist von guter Qualität, wenn er auch schnell verschwindet.
Sumotara (der Diener in den Kleidern eines Edlen)
Herkunft: Sumatra-Indonesien
Duft: Sauer am Anfang und am Ende. Ähnlich Kyara.
Sasora (der Mönch)
Herkunft: Ursprünglich Assam-Nordindien
Ein feines Aroma kühl und sauer
Rakoku (der Samurai)
Herkunft: Thailand-Laos
Duft: Sein Duft ist eher bitter und erinnert an einen Krieger.
Kyara (der Aristokrat)
Herkunf: Vietnam
Dies ist die berühmteste und wohl bekannteste aller Aloehölzer. Kyara ist ein besonderer Duft, beschrieben als: „Ein sanfter und würdevoller Duft mit einem Hauch von Bitterkeit. Der Duft ist wie ein Aristokrat in seiner Eleganz und Anmut.“
Kyara wird noch einmal aufgeteilt in die Qualitätsstufen „Gelb“, „Schwarz“, „Grün“ und „Eisen“.
der legale Handel
…findet heute hauptsächlich über staatliche Börsen in Singapur und Hongkong statt. Hier erhält man auch die entsprechenenden Zertifikate, die einen legalen Erwerb bestätigen. Leider ist es immer noch leicht möglich illegale Ware in den EU-Raum einzuführen. Um die Art vor Ausbeutung und Ausrottung zu schützen ist es wichtig nur legale Ware zu erwerben.
CITES – Artenschutz – Washingtoner Artenschutzübereinkommen
„Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen“
Viele Tier- und Pflanzenarten sind heute weltweit als Folge von Handelsinteressen in ihrem Bestand gefährdet oder sogar von der Ausrottung bedroht. Um dieser Gefährdung wirksam begegnen zu können, wurde 1973 das „Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen“ CITES – kurz „Washingtoner Artenschutzübereinkommen“ geschlossen. (seit 1976 gültig in Deutschland).
Aloeholz (Aquilaria spp.) gehört der WA-Schutz-Kategorie „II“ an. Für die legale Einfuhr von Aloeholz nach Europa ist eine Einfuhrgenehmigung durch das Bundesamt für Naturschutz zwingend notwendig.
Beim Kauf von Adlerholz und Adlerholz-Produkten* lassen Sie sich den legalen Erwerb durch Vorlage einer Einfuhrgenehmigung bestätigen. Liegt dieses Papier vor, können Sie die Ware bedenkenlos erwerben und tragen so zum Schutz der tropischen Wälder bei.
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©Baieido-Japan – Kyozaburo Nakata
Weiterführende Links:
Forstprojekt der Universität Minnesota in Vietnam
Eine sehr schöne Seite über Kodo und die Kunst des Räucherns in Japan
Infoseite des Bundesamt für Natuschutz
*Inzwischen ist die Einfuhr von Adlerholz-Produkten, wie Räucherstäbchen ohne Genehmigung erlaubt. Nur der Import von reinem Holz bedarf noch einer Einfuhrgenehmigung.