Auroshikha Agarbathies

Die seit Mitte der siebziger Jahre in Deutschland sehr bekannten und beliebten Auroshikha Räucherstäbchen sind eng mit den Orten Pondicherry und Auroville in  Südindien verbunden.

Pondicherry

Allee in Pondicherry
Allee in Pondicherry (1984)

Pondicherry (heute Puducherry) ist eine kleine Stadt in Südindien (Tamil Nadu) mit einem ganz besonderen Flair. Etwa 135km südlich von Chennai (Madras), direkt am Golf von Bengalen gelegen.

Pondicherry war von 1673 bis 1954 unter französischer Herrschaft und die Hauptstadt ‚Französisch Indiens‘. Sie wird von den Einwohnern liebevoll „Pondi“ genannt. Pondicherry ist eine sehr europäische Stadt und noch heute ist der französische Einfluss, z.B. an den Straßennamen, deutlich spürbar.

Sri Aurobindo Ashram

Um 1910  traf der indische Politiker, Philosoph und Yogalehrer Aurobindo Ghose in Pondicherry ein. Dieser wurde wegen seiner politischen Aktivitäten in Indien verfolgt und suchte Schutz in der französisch verwalteten Enklave Pondicherry. Er vollzog hier eine innere Wandlung, stellte seine politischen Aktivitäten ein und widmete sich alsdann nur noch dem Yoga und der Lehre. In späteren Jahren entstand um dieses Zentrum der Sri Aurobindo Ashram, eine in Indien bis heute hoch angesehene Institution.

Auroville

Von Sri Aurobindo und seiner Weggefährtin Mata Mira inspiriert, entstand seit 1966 das Projekt „Auroville“, eine reale Stadt der Zukunft. Dieses Vorhaben wurde von der ersten Stunde an von der UNESCO begleitet und unterstützt.  Nur ein paar Kilometer nördlich von Pondicherry wurde Land gekauft. Die Böden waren hoffnungslos verkarstet und ohne Bewuchs, die Landbevölkerung bitterarm und unterversorgt. Langsam begeisterte die Idee Auroville immer mehr tatkräftige Menschen. Auf dem mehr und mehr aufblühenden Boden entstand eine Art internationaler Begegnungs- und Experimentierfeld für unzählige Projekte von Menschen, die aus allen Erdteilen gekommen waren, um hier zu leben und zu arbeiten.

Udavi Auroshikha

Das Office-Team von Auroshikha (ca. 2000)

Unter anderem wurde 1973 nahe Auroville,  im kleinen Dorf Edayanchavady, eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Namen Udavi gegründet. Unter der Leitung des französischen Parfümeurs Guy Myotte und der Hilfe eines kundigen Hindumönchs begann man AUROSHIKHA-Räucherstäbchen zu produzieren. Ziel des Projekts war es, den Lebensstandart der Dorfbewohner, durch Arbeit, Ausbildung und medizinische Versorgung zu verbessern.

Auroshikha Agarbathies ist bis heute ein fester Bestandteil des Sri Aurobindo Ashram in Pondicherry, Süd-Indien.

Das Auroshikha-Gebäude in Pondicherry
Das Auroshikha-Gebäude in Pondicherry

Genau wie die Stadt Pondicherry ist das Projekt Auroshikha und deren Produkte  ein schönes Beispiel für die Verschmelzung indischer und europäisch-französischen Einflüsse zu etwas ganz Neuem und Einzigartigem. So werden alle Duftstoffe aus Südfrankreich (Grasse und Umgebung) von namhaften Parfumherstellern eingeführt.

Die heute so populären buntmarmorierten Räucherstäbchenpackungen waren Mitte der siebziger Jahre etwas ganz Neues und in Indien einzigartig. Auch der dezente Duft unterschied sich entscheidend von den sonst üblichen oft sehr heftigen Gerüchen indischen Räucherwerks.

Und so gelangte die Kunde von den neuartigen Räucherstäbchen aus Auroville schon bald die westliche Welt. In der ersten Zeit von ein paar Idealisten unterstützt, nahm die Verbreitung rasant zu. Heute liefert Auroshikha in viele Teile der Welt und ist auch nach fast 40 Jahren immer noch jung und sehr beliebt geblieben.

ANANDAM

auroshikha_transport
Eine Lieferung für ANANDAM auf dem Weg zum Hafen. (ca. 1980)

ANANDAM entstand Mitte der siebziger Jahre in Berlin, innerhalb des „Peacefood“, einem der ersten Naturkostläden Deutschlands.

Von Berlin aus gab es regelmäßige Kontakte nach „Auroville“ und zum Projekt Udavi Auroshikha. Und schon bald gingen die ersten kleinen Lieferungen von Auroville nach Berlin. Die Nachfrage war gut und bald wurden auch andere, neu entstandene Naturkostläden beliefert. Langsam entwickelte sich so ein kleiner eigenständiger Versandhandel, der den Namen ANANDAM bekam. Das war etwa 1975.

Als Ende der siebziger Jahre das Peacefood aufgelöst wurde, kam ANANDAM zu uns nach Hamburg. Seit dem haben wir (Klaus u. Marlis Wengel) die Arbeit kontinuierlich weitergeführt und stehen nach wie vor in regem Kontakt mit unseren indischen Freunden.

Produktion der Räucherstäbchen

Heute sind Office und Produktions-Stätten nach Pondicherry und Bangalore verlagert.

Räucherstäbchen-Produktion bei Auroshikha
Räucherstäbchen-Produktion bei Auroshikha

Die eigentliche Produktion der Räucherstäbchen wird von einigen hundert Frauen in Heimarbeit und in den Produktionsräumen von Auroshikha gefertigt. Es handelt sich hierbei um reine Handarbeit.

Dabei wird eine noch unparfümierte Masse aus Kokosnuss-Asche und Jeegat-Pulver gemischt. Jeegat, die Rinde des indischen Lorbeers (Litsea glutinosa). Dieser hat unglaubliche Klebe-Eigenschaften und sorgt dafür, dass die Räucherstäbchen-Masse zusammenhält und am Stäbchen kleben bleibt.

Räucherstäbchen werden zum Trocknen ausgelegt
Räucherstäbchen werden zum Trocknen ausgelegt

Ich habe bei meinem Besuch 1984 selbst sehen können, wie schnell und präzise die Frauen die Masse auf die Stäbchen rollten.

In einem weiteren Produktionsprozess werden die Stäbchen mehrfach in entsprechende (aus Frankreich stammende) Duftessenzen getaucht und anschließend ausgiebig getrocknet, was besonders in der feuchten Monsunzeit schwierig ist. Als letzter Schritt wird die Ware abgewogen und verpackt.

Die Räucherstäbchen entsprechen den Bestimmungen der IFRA (International Fragrance Association) in Genf, Schweiz.

 

Arbeitsbedingungen

Während seines ganzen Bestehens hat Auroshikha immer sehr viel Wert auf das Wohl der Arbeiter und Angestellten und der Angehörigen und Kinder gelegt. Es gibt keine Kinderarbeit. Die Arbeitsstätten sind sauber, gut belüfte und  angenehm kühl, was man sehr zu schätzen lernt, wenn man z.B. im Mai (so, wie ich) bei bis zu 42°C vor Ort ist.

Was in Indien (noch) nicht selbstverständlich ist: Kostenlose ärztliche Behandlung für alle Mitarbeiter und ihren Familien, Erstattung von Krankheitsurlaub, Altersrente und Ruhegeldern.

Die Arbeitsvorschriften der indischen Regierung werden bei Auroshikha vollständig eingehalten.

Udavi Schule

Udavi School Image
Udavi School Image

Die von Auroshikha ins Leben gerufene Udavi Schule wurde im Jahr 1973 als Krippe für Dorfkinder gegründet. Seitdem nahm nicht nur die Zahl der Kinder stetig zu, sondern auch die Vielfalt an Einrichtungen. Die Schule bietet Kindern von 3 bis 15 Jahren eine Ausbildung, und heute werden mehr als 300 Kinder in den Klassen betreut – angefangen vom Kindergarten bis hin zur Mittel- und Oberstufe. Unterrichtssprache ist Englisch, da Kenntnisse in der Sprache als unerlässlich für weiterführende Studien angesehen werden. Sämtliches Unterrichtsmaterial wie Textbücher, Hefte und andere Schulutensilien sind kostenlos für die Kinder.

Ziel der Schule ist es, den Kindern aus den umliegenden Dörfern einen kostenlosen Schulbesuch zu ermöglichen, um ihre jeweiligen Talente zu fördern und zu entwickeln und ihnen so Türen zu Beruf und Karriere zu öffnen, die ihnen sonst verschlossen blieben.

Die Kinder bekommen morgens ein nahrhaftes Frühstück, mittags ein warmes Mittagessen und nachmittags gesunde Zwischenmahlzeiten.

Einrichtungen zur medizinischen und gesundheitlichen Versorgung stehen den Kindern kostenlos zur Verfügung.

Besonderes Gewicht wird auf Aspekte der nicht-akademischen Ausbildung gelegt. Die Nachmittage sind ausschließlich für kreative Aktivitäten wie Zeichnen und Malen, Sticken, Tanz, Drama, Musik, etc. reserviert.

Spiele und Sport sind wesentliche Bestandteile des täglichen Stundenplans.

Auroshikha hat sich seit ein paar Jahren aus der Leitung der Schule zurückgezogen, unterstützt dieses Projekt aber weiterhin finanziell.

Ausblick

Indien ist im Wandel – Wie alle anderen mittelständischen Unternehmen, spürt das auch Auroshikha. Es herrscht akuter Arbeitskräftemangel. Immer mehr gute Fachkräfte wandern in die USA aus. Um die Menschen zu halten, steigen die Löhne stetig. Die Produkte aus Indien werden teurer.

Weiterführende Links:

Das Auroshikha Angebot bei ANANDAM

Wikipedia-Beitrag Pondicherry
:
httpv://www.youtube.com/watch?v=OA1RvPDZlM0&>
YouTube-Beitrag – Pondicherry – Auroville

:Internetseite des Sri Aurobindo Ashram:
:
httpv://www.youtube.com/watch?v=pP2ssEiWt8o&
YouTube Beitrag- Udavi School Dance Performance

:

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